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Die Wirkung von Probiotika auf die Darmflora

von ProbiotikaAdmin
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fermentierte und probiotische Lebensmittel
fermentierte und probiotische Lebensmittel

© marekuliasz / shutterstock

Probiotika – Geheimwaffe für unsere Darmmikroben?

Unsere Darmflora, auch als Darmmikrobiom bezeichnet, besteht aus einer unfassbaren Zahl von Mikroorganismen, die besonders den Dickdarm besiedeln. Welche Bedeutung die Winzlinge für die Verdauung, für das Funktionieren unseres Immunsystems und für unsere Gesundheit haben, ist noch nicht vollständig verstanden. Auch unser psychisches Wohlbefinden hängt zum großen Teil von der Zusammensetzung unserer winzigen Nützlinge im Darm ab.

Es hat sich eine neue Wissenschaftsdisziplin, die Mikrobiomforschung herausgebildet, die in den letzten Jahren von einer stürmischen Entwicklung geprägt war. Es geht vor allem um die Erforschung interdisziplinärer Zusammenhänge und um den Einfluss unseres Mikrobioms auf Gesundheit und Psyche. Bei den Forschern wird die Fähigkeit, in multidisziplinären Zusammenhängen zu denken, besonders geschätzt. Die Mikrobiomforschung geht weit über die Untersuchung einzelner Mikroorganismen hinaus. Es interessieren besonders die Auswirkungen, die unsere Darmwinzlinge als eine Art Organ im Verbund miteinander auf unsere körperliche und psychische Gesundheit haben.

Weil die Zusammensetzung der Arten von Bakterien, Viren und Pilzen eine so große Rolle spielt, liegt der Umkehrschluss nahe, dass es wichtig ist, unsere Darmflora vor Schaden zu bewahren und sie „zu hegen und zu pflegen“. Ein Ansatz, unseren nützlichen Darmmikroben etwas Gutes zu tun und sie zu unterstützen, besteht darin, durch den Verzehr von Probiotika für eine Auffrischung und Optimierung zu sorgen. Probiotika bestehen aus lebenden und funktionsfähigen Bakterien- und Pilzstämmen wie sie beispielsweise bei der milchsauren Vergärung entstehen. Das Problem, ob und wie die nützlichen Winzlinge die Passage durch Magen und Dünndarm unbeschadet überstehen, wird kontrovers diskutiert.

Die Bedeutung von Darmmikroben

Im Verbund leisten die nützlichen Mikroorganismen in unserem Darm – vor allem im Dickdarm – eine Vielzahl wichtiger Funktionen, ohne die wir nicht überleben könnten. Beispielsweise können bestimmte Bakterien Faserstoffe, die meist aus Polysacchariden bestehen, abbauen, verstoffwechseln und uns die energetisch verwertbaren Fraktionen zur Verfügung stellen. Die Mikroben leisten auch einen wesentlichen Beitrag innerhalb des Fettstoffwechsels und des Cholesterinhaushalts. Die Nützlinge sind in der Lage, Mineralien, Spurenelemente und Vitamine aus der Nahrung herauszulösen und eine große Zahl von Enzymen zu synthetisieren. Unser eigener Stoffwechsel ist auf die Enzyme angewiesen, kann sie aber nicht selbst herstellen. Darüber hinaus leistet das Darmmikrobiom wichtige Beiträge für die Funktionsfähigkeit des Immunsystems, regt die Darmperistaltik an und sorgt für eine Art Entgiftung. Auch auf das Körpergewicht und auf Adipositas hat die Zusammensetzung des Mikrobioms großen Einfluss.

Die Gesamtzahl der Mikroorganismen, die unseren Darm besiedeln, erreicht die unfassbare Zahl von 100 Millionen bis einer Milliarde pro Gramm Stuhl im Dickdarm. Insgesamt schleppen wir in unserem Verdauungsapparat ein bis zwei Kilogramm Mikroorganismen mit uns herum, die es verdient haben, pfleglich behandelt zu werden.

Wie setzt sich unser Darmmikrobiom zusammen?

Unsere Darmflora stellt ein komplexes und selbstregulierendes Ökosystem dar, das mit unserem Körperstoffwechsel korrespondiert und verflochten ist. Die Zahl der verschiedenen Bakterienarten, Viren und Hefepilzspezies, aus denen sich das Darmmikrobiom zusammensetzt, ist fast unüberschaubar. Dennoch bilden beim gesunden erwachsenen Menschen nur vier verschiedene bakterielle Stämme das Gros der Mikrobenvergesellschaftung. Es handelt sich um die anaeroben Bakterienstämme Firmicutes, Bacteroidetes, Proteobacteria und Actinobacteria. Die Bakterienstämme lassen sich in zahlreiche Untergruppen und Familien wie Bifidobakterien, Laktobazillen, Clostridien, Ruminokokken und viele andere weiter unterteilen. Bei den Hefen handelt es sich hauptsächlich um Saccharomyces boulardii und cerevisiae.

Was sind Probiotika – sind sie vergleichbar mit Präbiotika?

Das wichtigste Merkmal probiotischer Lebens- oder Nahrungsergänzungsmitteln ist ihr Gehalt an lebenden Mikroorganismen, die funktions- und teilungsfähig sind. Im Wesentlichen handelt es sich um Laktobazillen, Bifidobakterien, Enterokokken bestimmter Spezies, Eschericia coli und um wenige Hefen. Die erwünschten probiotischen Organismen entstehen beispielsweise durch Fermentierung und milchsaure Vergärung von Lebensmitteln wie Joghurt und Sauerkraut. Wichtig ist, dass die probiotischen Lebensmittel nicht einem Haltbarkeitsprozess wie Kurzzeiterhitzung oder ähnlichem unterzogen werden, weil dann die Mikroorganismen entweder absterben oder zumindest ihre Funktions- und Teilungsfähigkeit verlieren.

Im Gegensatz zu den lebenden Probiotika handelt es sich bei Präbiotika nicht um lebende Organismen. Als Präbiotika werden natürliche – normalerweise unverdauliche – Nahrungsbestandteile wie Ballaststoffe (Polysaccharide) bezeichnet, die von den Darmmikroben weiter zerlegt und in verwertbaren Fraktionen von der Darmschleimhaut aufgenommen werden. Präbiotika sind sozusagen Futter für das Darmmikrobiom im Dickdarm. Während die Passage durch Magen und Dünndarm für Probiotika ein Problem sein kann, stellt sich das Problem für Präbiotika nicht, weil sie aufgrund ihrer Unverdaulichkeit weder im Magen noch im Dünndarm angegriffen werden und im Dünndarm höchstens die Peristaltik anregen und damit die Nahrungsbreipassage beschleunigen, bevor sie als „gefundenes Fressen“ von den Dickdarmmikroben enzymatisch zerlegt werden.

Wie gelangen Probiotika unbeschadet vom Mund in den Dickdarm

Das Hauptproblem für Probiotika besteht darin, das stark saure Milieu im Magen mit einem pH-Wert von 2 und die Gallensäfte im Dünndarm unbeschadet zu überstehen. Das Problem wird in Fachkreisen kontrovers diskutiert und ist einer der Hauptkritikpunkte, die gegen eine Behandlung mit Probiotika vorgebracht werden. Befürworter empfehlen den Verzehr hoher Dosen von Probiotika. Es wird angenommen, dass immer nur ein geringer Anteil der nützlichen Mikroben die Magen- und Dünndarmpassage nicht überstehen. Die Gefahr einer Überdosierung ist nicht gegeben, weil die nicht benötigten Mikroben sich nicht in der Darmschleimhaut festsetzen, sondern problemlos verstoffwechselt oder mit dem Stuhl ausgeschieden werden.

Mit einer einfachen und relativ eleganten Methode lassen sich die Probleme der Passage umgehen. Beispielsweise können die Probiotika in magensaftresistenten Kapseln eingenommen werden. Die Hüllen der Kapseln können so beschaffen sein, dass sie sich erst im Dünndarm auflösen und die Probiotika freigeben.

Wie profitiert unser Darmmikrobiom von Probiotika?

Der genaue Wirkmechanismus, in welcher Weise Probiotika das Darmmikrobiom in seiner Funktion unterstützen kann, ist noch nicht hinreichend verstanden. Allerdings belegen viele wissenschaftliche Studien die Wirksamkeit der Probiotika hinsichtlich Modulation des Immunsystems der Darmschleimhaut. Ebenso ist die positive Wirkung auf Regeneration des Darmmikrobioms nach einer Antibiotikatherapie belegt. Es wird angenommen, dass die probiotischen Bakterien die Darmschleimhäute teilweise selbst besetzen und pathogene Keime verdrängen. Sie sind in der Lage, Bacteriocine zu produzieren, die für konkurrierende Bakterien toxisch wirken und sie von ihrem „Stammplatz“ in der Darmschleimhaut vertreiben können, nicht aber Bakterien der eigenen Familie. Es wurde nachgewiesen, dass die zugeführten Mikroben zu einer vermehrten Ausschüttung von Immunglobulinen anregen, wovon das Immunsystem profitiert.

Ohne, dass der Wirkmechanismus hinreichend erforscht und verstanden ist, wurde die Wirksamkeit von Probiotika unter anderem zur Behandlung folgender Erkrankungen belegt:
• Durchfallerkrankungen
• chronische Verstopfung
• entzündliche Darmerkrankungen
• leichte Infektionen, Harnwegsinfekte

Den probiotischen Mikroben wird darüber hinaus eine vorbeugende Wirkung gegen Neurodermitis und Allergien und Infektionen Frühgeborener zuerkannt.

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